Mythos 1
"Ein nutzloses Stück Haut"
Eine Beschneidung entfernt im Normalfall die komplette Vorhaut, inklusive innerem Vorhautblatt. Hier liegt mit das sensibelste Gewebe des gesamten männlichen Körpers, weitaus empfindsamer als die Eichel.
Die bekannteste wissenschaftliche Studie zum Thema (Sorrells et al. 2007) ermittelt folgende Empfindsamkeiten:
Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie stellt unmissverständlich fest:
Die Vorhaut eines erwachsenen Mannes misst 50 bis 90cm². Bildquelle: Wikipedia
Eine Beschneidung entfernt rund 70% des gefühlsempfindlichen Gewebes des Penis. [Mehr Infos]
Diese erogene Haut beherbergt Nerven, Schleimhäute, Blutgefäße und Muskelgewebe zur Erfüllung von sexuellen, mechanischen und schützenden Funktionen. Sie besteht aus zwei übereinanderliegenden Lagen, welche nur am Übergang miteinander verwachsen sind (inneres und äußeres Vorhautblatt). Durch die Entfernung verliert der Penis seine Reservehaut, die im erigierten Zustand eine Verschiebbarkeit mittels Gleitlager-Effekt sicherstellt. [Mehr Infos]
In manchen sexualitätsfeindlichen Gesellschaften wird die Vorhaut bewusst abgeschnitten, um Jungen das Verlangen nach Masturbation und Geschlechtsverkehr zu nehmen. [Quellen]
Egal ob religiös oder medizinisch begründet, die Schnitttechniken und damit die lebenslangen Folgen einer Jungenbeschneidung sind stets die gleichen.
Mythos 2
Ohne Vorhaut “kann” Mann länger
Ohne Vorhaut “kann” man nicht länger, man “muss” länger. Der Verlust des Körperteils mindert die sexuelle Empfindsamkeit enorm, weshalb Betroffene oftmals Schwierigkeiten haben, überhaupt einen Orgasmus zu erreichen. Dieser Zustand ist weder angenehm noch lustvoll, sondern kann die intime Verbindung beider Partner erheblich beeinträchtigen. [Quelle]
Zum selber fühlen
Reiben Sie abwechselnd Ihre Handinnenfläche und Ihren Handrücken.
Das unterschiedliche Tastvermögen der beiden Flächen veranschaulicht die unterschiedliche Wahrnehmungsfähigkeit eines Penis mit und ohne Vorhaut.
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Lesen Sie auch
"Vorher war der Sex eindeutig besser"
Clemens Setz über seine Beschneidung
Mythos 3
"Ein beschnittener Penis ist robuster
gegen Geschlechtskrankheiten"
Die Jungenbeschneidung ist viele tausende Jahre alt, ihre Begründer waren keine immunbiologischen Vordenker, sondern oft dogmatische Anführer in einer vorwissenschaftlichen Zeit, die durch derartige Rituale versuchten, ihre Macht zu festigen. [Quelle]
Über Jahrhunderte hinweg wurden stets neue Vorteile postuliert, welche dazu dienen sollten, die Jungenbeschneidung nachträglich als wissenschaftlich zu begründen und aufrechtzuerhalten.
Vor HIV wurde argumentiert, dass die Ansteckungsgefahr für Syphilis und Gonorrhoe verringert wird, jedoch ohne wissenschaftlich haltbare Belege zu liefern. [Mehr Infos]
Dagegen legen Studienergebnisse aus Dänemark nahe, dass beschnittene Männer sogar eine höhere Anfälligkeit für Geschlechtskrankheiten haben könnten. [Mehr Infos]
Um das Thema jedoch abzukürzen:
Kinder haben keinen Sex
Es ist daher unverantwortlich, einen derart folgenschweren Eingriff, meist noch vor Beginn der Pubertät, mit der Vermeidung von Geschlechtskrankheiten zu begründen. [Mehr Infos]
Mythos 4
"Der Arzt weiß schon, was er tut"
Da jeder 8. Junge in Deutschland vor dem 18 Geburtstag beschnitten wird, wurde auch jeder achte Arzt, Ausbilder oder Professor im Kindesalter beschnitten und ist möglicherweise kein adäquater Ratgeber in der Frage, ob Sie die Vorhaut Ihres Sohnes um jeden Preis erhalten sollten.
Eine objektive Beschäftigung mit dem Thema wird erschwert durch die eigene, in Ohnmacht aufgezwungene Amputation eines Körperteils. Die eigene Sexualität als defizitär wahrzunehmen, kann Widerstand erzeugen. [Mehr Infos]
Auch wenn Eltern und Ärzte nur die besten Absichten haben, betrachten viele das Abschneiden der Vorhaut als Standardverfahren, selbst wenn es medizinisch nicht notwendig ist. So wird oft eine irreversible Amputationen durchgeführt, ohne alternative Behandlungsmethoden überhaupt in Erwägung gezogen zu haben. [Mehr Infos]
„Mir wurde beigebracht, Vorhäute abzuschneiden.
Ihre Bedeutung aber wurde nie vermittelt.
Es gab dazu lang keine Forschung.“
Kinderchirurg Dr. med. Kolja Eckert
Bei einer Untersuchung von Lehrbüchern in den USA waren 67% aller dargestellten Penisse beschnitten, nur ein Buch erwähnte, dass etwas fehlt. Keines der Bücher klärte über die Funktionen der Vorhaut auf. [Mehr Infos]
- Vorsicht: Gelegenheits-OP -
Mythos 5
"Ich habe noch nie von einem Mann gehört,
der sich darüber beschwert"
Männer weltweit machen auf ihr Schicksal aufmerksam:
Die Tabuisierung männlichen Schmerzes erschwert eine gesellschaftliche Anerkennung und ein Verständnis für die einhergehenden Schäden.
Die Hemmschwelle, eigene Schwächen und Verwundbarkeiten offen zu legen, ist hoch. Kaum jemand fühlt sich wohl beim Gedanken, öffentlich über sexuelle oder psychische Probleme zu sprechen. Viele können diese Scham nicht einmal gegenüber ihrer Familie, Freunden oder Ärzten überwinden.
Da der Eingriff oftmals als Bagatelle abgetan wird, erschwert es Betroffenen, psychische oder physische Probleme mit ihrer Beschneidung in Verbindung zu bringen und diese Ungerechtigkeit zu äußern. [Mehr Infos]
"Es bedeutet einen kaum vorstellbar großen Schritt, einsehen zu können, dass man eben nicht veredelt worden ist, sondern, im Gegenteil, so vieles verloren zu haben."
Werner E.
Dieser Prozess kann schmerzhaft sein [Mehr Infos], ist jedoch ein wichtiger Schritt, um das nötige Bewusstsein zu schaffen, fortan informierte Entscheidungen zu treffen, die die leichtfertige Fortführung der Praktik infrage stellen und beenden.
Natürlich gibt es auch Männer, die sagen, sie hätten mit dem «Beschnitten-Sein» keine Probleme [Quelle]. Dies ist unbedingt glaubhaft, da bekanntermaßen alle Menschen mit Schädigungen und Einschränkungen unterschiedlich umgehen.
In allen Fällen gilt, dass das Selbstverwirklichungsrecht der Eltern und Ärzte am Körper des unmündigen Jungen endet und keine irreversiblen, die Sexualität modifizierenden Körperteilamputationen ohne informierte Einverständniserklärung des Betroffenen erfolgen dürfen.
Mythos 6
"Papa musste auch beschnitten werden"
Vermutlich wurde die Beschneidung des Vaters ähnlich sorglos durchgeführt, wie es nun beim Sohn geplant ist. [Mehr Infos]
Die “Notwendigkeit“ einer Vorhautamputation wird meist vor Ende der Pubertät diagnostiziert und vor Einwilligungsfähigkeit des Kindes durchgeführt. [Mehr Infos]
So wissen weder Vater noch Großvater was eigentlich verloren gegangen ist, nur dass es besser sei. [Mehr Infos]
Hinzu kommen die bereits aufgelisteten Mythen, denen zufolge eine Vorhautamputation (teils chauvinistische) Vorteile mit sich brächte. So verfestigt sich der Glaube an die eigene Veredelung, welche man dem Sohn ebenfalls mitgeben möchte. [Mehr Infos]
Mythos 7
"Bei Mädchen ist es was anderes"
Komplikationen bei der Operation
“Die Komplikationsrate jeder Beschneidungen ist 100%.
Die Beschneidung ist die Komplikation.”
Prof. Dr. Maximilian Stehr
[aus "Symposium: Genitale Autonomie"]
Neben den bereits genannten Konsequenzen jeder Vorhautamputation bestehen, wie bei allen chirurgischen Eingriffen, Gefahren für Komplikationen.
Die häufigsten Komplikationen einer Beschneidung sind:
- Zu viel Haut weggeschnitten
- Verwachsungen
- Blutungen
- Hautbrücken
- Schlechte Heilung
- Verletzung der Eichel
- Spannungsschmerzen
- Erektionsprobleme (mechanisch)
- Verengung der Harnröhre
- Infektionen
Hinzu kommen vielfältige Narkoserisiken
Vereinzelt wird der Eingriff auch so unsachgemäß durchgeführt, dass Kinder bei der Operation verbluten und sterben. [Quellen]
Viel häufiger sind jedoch schlecht durchgeführte Eingriffe, welche neben dem Verlust aller Vorhautfunktionen auch noch individuelle, lebenslange Schädigungen mit sich bringen.
"Kann man die Vorhaut wiederherstellen?"
Nein, das Abschneiden der Penisvorhaut ist irreversibel. Einmal entfernte Nerven sind für immer verloren. [Restoring Tools]
"Psychische Konsequenzen für das Kind"
Die Vorhaut abgetrennt zu bekommen kann schmerzhaft sein und einen Menschen das ganze Leben lang prägen. [Stimme eines Betroffenen]
Da Penis und Sexualität eng mit der Persönlichkeit zusammen hängen, bergen Eingriffe im Intimbereich ein besonders hohes Risiko für bewusste oder unbewusste Traumata. [Mehr Infos]
Dadurch kann dieser Eingriff einen Vertrauensverlust gegenüber Eltern und Erwachsenen im Allgemeinen hervorrufen. [Mehr Infos]
So gibt es Fälle, in denen sich Jugendliche als Langzeitfolge ihrer Beschneidung das Leben nahmen. [Quelle]
Fazit: Ein Schnitt in ein Genital ist immer auch einen Schnitt in die Seele eines Menschen. [Quellen]
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